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Donnerstag, 1. September 2005, 2:00 Uhr
Räumt Grote?
Bürgermeister noch auf hartem Kurs
Info Archiv Norderstedt | Noch am Vortag hatten VertreterInnen des Zentrums einen weiteren Brief an die Stadtverwaltung gerichtet, in dem der Weiterbetrieb des Projektes trotz Vertragsablauf angekündigt wurde. Der Nutzungsvertrag mit der Stadt war am Mittwoch nach über 10 Jahren Betrieb ausgelaufen. Dieser Situation vorausgegangen waren monatelange Verhandlungen, in denen dem SZ immer wieder zu verstehen gegeben wurde, dass man im Falle einer Kompromisslösung eine deutliche Fristverlängerung für den Auszug aus dem Gebäude in der Ulzburger Straße erhalten würde. Zwei Wochen vor Vertragsende dann trotz Kompromissbereitschaft die Holzhammer-Methode: Das Zentrum sollte das Gebäude am 1. September geräumt übergeben - keine weitere Duldung. Um dem Nachdruck zu verleihen, ließ Liegenschaftsamtsleiter Ralph Nadolny zudem am 22. August in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das seit 16 Monaten leerstehende Kulturcafe Aurikelstieg abreissen. Kein Zufall: Nur wenige Tage zuvor hatte das SZ am "Runden Tisch" Interesse an dem Haus als Übergangslösung bekundet ...
Seine kompromisslose Haltung bekräftigte der Bürgermeister auch in den letzten Tagen gegenüber der Presse. Die Segeberger Zeitung etwa berichtete nach einem Gespräch mit Grote am Dienstag: "Nicht mal eine Duldung für ein paar Wochen odere Monate, bis die Nutzer ein neues Heim gefunden hätten, werde er akzeptieren (...)." Das im übrigen vor dem Hintergrund, dass selbst bei optimistischer Lesart frühestens 2007 städtischer Bedarf an dem umstrittenen Grundstück besteht. Danach ist das Soziale Zentrum auf die Konfrontationslinie des Christdemokraten eingeschwenkt, hat das Gebäude nun befestigt und mobilisiert für wochenlange Aktionen in der Stadt. Auftakt dafür ist eine Demonstration am morgigen Freitag, zu der auch TeilnehmerInnen aus Hamburg erwartet werden (18 Uhr, U-Ochsenzoll). Während das SZ Samstag unter anderem Redebeiträge auf dem Hamburger "Schanzenfest" hält und um Unterstützung wirbt, sind für Sonntag weitere Aktionen in Norderstedt vorgesehen.
Nach der gescheiterten Schlüsselübergabe am Morgen, kündigte Liegenschafts-Vertreter Masermann noch vor Ort an, die Situation umgehend dem Zweiten Bürgermeister - Harald Freter (SPD) - zu schildern. Alles Weitere würden dann die zuständigen Gremien entscheiden - die allerdings der Bürgermeister aufgrund der absoluten Mehrheit der CDU in der Stadtvertretung und den Ausschüssen weitgehend unter seiner Kontrolle hat. Es liegt also alleine an dem einst aus Wuppertal gekommenen Grote, wessen sich die überwiegend jungen AktivistInnen im SZ an den kommenden Tagen zu erwehren haben.
In der Öffentlichkeit steht er wegen seiner kompromisslosen Haltung bereits jetzt unter Druck. Nahezu alle Presseberichte der letzten Woche schieben der Stadt in dem Konflikt die Verantwortlichkeit für die Eskalation zu. Selten zuvor waren Alternativ-Projekte in Norderstedt so kompromissbereit in Konflikte gegangen - und so ergebnislos wieder herausgekommen. Ergebnis dieser Situation ist auch, dass die Zahl der AktivistInnen im Sozialen Zentrum spürbar steigt. Die Wut über die rücksichtslose Gangart der Stadt scheint Mobilisierungskraft zu entwickeln.
Unmissverständliche Parole