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Donnerstag, 19. Februar 2004, 1:00 Uhr

Schändung der Gräberstätte Moorkaten

Presseerklärung des Trägervereins der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen

Trägerverein KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch e.V. | Die Gräbergedenkstätte Moorkaten ist geschändet worden. Unbekannte Täter, die offenkundig einer rechtsradikalen Gruppierung zuzuordnen sind, haben mit gelber Farbe alle Gedenksteine und Informationstafeln bis zur Unkenntlichkeit überpinselt. Auf dem Rasen innerhalb der Gedenkeinrichtung in Moorkaten haben sie mit derselben Farbe ein großes und ein kleines Hakenkreuz, sowie eine SS-Rune erkennbar hingeschmiert.

Vertretern des Trägervereins bot sich ein Bild der Schande. Leider waren sie nicht durch die Stadt Kaltenkirchen oder durch die Polizei, die schon seit mehreren Tagen von der Schändung wussten, informiert worden, sondern sind erst durch eine von der Polizei veranlassten Pressenotiz darauf hingewiesen worden. Die Täter haben systematisch alle Gedenkkreuze und alle Infotexte so übermalt, als hätten sie jede Erinnerung und jegliche Information darüber, wer hier ruht, auslöschen wollen. Das ist ein gezielter Anschlag, ausgeführt im Geiste derjenigen, die die vielen Toten, die hier begraben sind, zu verantworten haben. 1977 und 1978 hatten Jugendliche aus sieben Ländern die Gräberstätte Moorkaten in wochenlanger Arbeit hergerichtet und gestaltet. Träger dieser Maßnahme war die Stadt Kaltenkirchen und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gewesen. Die Stadt Kaltenkirchen hat die Pflege übernommen und trägt seitdem die Verantwortung für den würdigen Zustand der Gräberstätte. Hier sind unzählige russische Kriegsgefangene des "Erweiterten Krankenreviers Heidkaten des Stammlagers XA Schleswig" begraben und Opfer des KZ-Außenkommandos Kaltenkirchen, einem Außenlager des KZ-Neuengamme. Hinweistafeln und Mahnkreuze sollen an die nationalsozialistischen Opfer erinnern und ihrer in Liebe und Würde gedenken. Jahr für Jahr kommen Pilger aus Frankreich, aber auch aus anderen Ländern, Verwandte der Opfer und andere, die hier Kränze niederlegen, sich erinnern und beten, dass solches Unrecht niemals wieder geschehen möge. Nun liegt die Gräberstätte seit einer Woche derart geschändet da, dass man fassungslos davor steht und sich fragt, wer zu einer solchen Tat fähig ist und warum. Die Erinnerung an die Verbrechen in der Vergangenheit, die in deutschem Namen verübt worden sind, lassen sich nicht durch Pinsel und Farbe löschen, wie die Anstreicher das wohl bezwecken wollten. Sie haben vielmehr mit ihrem Wüten der Stadt Kaltenkirchen und dem Land einen großen Schaden zugefügt. Wer die Erinnerung an die Verbrechen auslöschen und das liebevolle Gedenken an die Opfer verhindern will, betreibt die Geschäfte derjenigen, die Unrecht und Unmenschlichkeit wiederbeleben wollen. Welchen Eindruck über den Zustand unseres Landes bekommt der Besucher aus Frankreich, aus Belgien, aus Polen, aus Russland, oder wo immer er auch herkommen mag, der die Gräberstätte Moorkaten in diesen Tagen aufsucht und sie derart verwüstet vorfindet? Wenn wir auch sehr getroffen sind, die Arbeit der Gedenkstätte für mehr Menschlichkeit, Rücksicht und Frieden in der Gesellschaft werden wir fortsetzen.

Jürgen Gill, Pressesprecher des Trägervereins