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Donnerstag, 21. Februar 2002, 1:00 Uhr

Schlapphüte: Offensive gegen Meinungsfreiheit

Zweiter Anwerbeversuch in Norderstedt binnen drei Wochen

Infoarchiv Norderstedt | Nachdem am 24. Januar schon der Norderstedter Markus T. (Name geändert) von einem Staatsschutzmitarbeiter angerufen- und um "Gespräche" gebeten worden war, widerfuhr schon am 15. Februar Carsten F. (Name geändert) ein ähnliches Schauspiel geheimdienstlicher Peinlichkeiten. Gegen 14 Uhr tönte nicht nur F´s Türklingel, sondern allem Anschein nach auch die Angriffsfanfare schleswig-holsteinischer Staatsschutzbehörden: Der liebe Herr Gerner "vom Landesinnenministerium" stand vor der Tür und damit genau jener Geheimnisträger, der schon rund drei Wochen zuvor Markus T. zu "Gesprächen" aufforderte. Doch diesmal kam Gerner sofort zur Sache und bat ebenso zielstrebig wie perfide "um Informationen über die rechte Szene", man würde an dieser Stelle "gerne zusammenarbeiten". Zwar arbeiteten rund zwanzig Sekunden nach dieser Frage zunächst nur Türhänge und -schanier reibungslos zusammen, die wohl beabsichtigte Verunsicherung der Betroffenen bleibt jedoch ebenfalls Ergebnis dieses vorläufig zweiten Anwerbeversuchs in Norderstedt. Nun mag man gewillt sein, ob der "gernerschen" Plumpheit schmunzelnd zur politischen Tagesordnung überzugehen, doch sollte das offensichtlich gesteigerte Interesse für Wachsamkeit sorgen, mit dem vermutlich das Landesamt für Verfassungsschutz derzeit der Norderstedter Linken nachstellt. Dabei kann es weniger um die Frage gehen, "warum" nun ausgerechnet jetzt Herr Gerner - weit unter Tatort-Niveau - auf der Bildfläche erscheint, sondern schlicht darum, dass er es eben tut. Schon seit rund eineinhalb Jahren bemühen sich Staatsschutzbehörden erkennbar, verstärkten Druck auf die hiesige Szene aufzubauen. Am 9. November 2000 begann der Reigen mit einer abenteuerlich begründeten Ingewahrsamnahme samt erkennungsdienstlicher Behandlung, als die Norderstedter KriPo unter Leitung des aufstrebenden Hauptkommissars Volker Willert (CDU-Abgeordneter im Segeberger Kreistag) eine junge Frau vom Norderstedter Bauwagenplatz "abholte". Nur etwa einen Monat später führte jener Willert die Hausdurchsuchung samt Rechnerbeschlagnahme beim Autor dieses Artikels durch, der der "Verleumdung" des Anstaltsarztes beschuldigt worden war. Und jetzt folgt allem Anschein nach die Fortsetzung der bislang gänzlich erfolglosen "Schläge". Während im bundesweiten NPD-Verbotsverfahren nach und nach die Frage aufkeimt, ob es denn derzeit überhaupt Führungspersonen in der aggressiv- neofaschistischen Partei gibt, die nicht auf der Gehaltsliste des Verfassungsschutzes stehen, bemüht sich dessen Personal derzeit in Norderstedt, eine um soziale Gerechtigkeit und gegen Neofaschismus wie Rassismus ankämpfende Szene unter möglichst großen Verfolgungsdruck zu setzen. Ganz nach dem Motto: Wer den Mund aufmacht . . . muß Herrn Gerner vor der Haustür fürchten. Und während man sich noch überlegt, was unterhaltsamer ist: Sich wie im Fall Markus T. mit Herrn Gerner auf dunklen Parkplätzen zu verabreden und nicht zu kommen, oder ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, überwiegt doch die Sorge um das, was in den Hirnen von Männern wie ihm vorgeht.