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Dienstag, 18. Januar 2011, 16:38 Uhr
Schulgesetz: Beschlüsse noch diesen Monat
Kann es ein noch größeres Bildungschaos geben?
Hans-Georg (Felix) Becker | Trotz Widerständen aus Eltern- Schüler- und Lehrerschaft will die Landesregierung die umstrittenen Änderungen zum Schulgesetz noch in diesem Monat durchpeitschen. Die (ebenfalls nicht unumstrittene) Volksinitiative „Schulfrieden-jetzt!“ hatte 23 000 Unterschriften zusammen bekommen, um eine Verschiebung von Bildungsminister Ekkehard Klugs (FDP)Schulgesetz-Entwurf zu bewirken.
Die Initiative will die Schulen bis 2013 nach den bestehenden Bestimmungen arbeiten lassen, damit die erst neu eingeführten Schulen zumindest einen kompletten Durchlauf ohne Turbulenzen erfahren können. Außerdem sollen damit die nach den anstehenden Landtagswahlen befürchteten neuerlichen, kurzfristigen Änderungen des Schulgesetzes verhindert werden. Die Kritiker der Initiative merken an, dass damit jegliche Änderungen des Schulgesetzes für die nächsten Jahre unmöglich würden, obwohl sie dringend geboten scheinen. Aber all das ficht die Landesregierung nicht an. Nach Aussage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bleibt der jetzt vorliegende Gesetzentwurf rückwärtsgewandt und konfus. Bemängelt wird vor allem, dass es nach einer Anhörung zur Gesetzesvorlage im Dezember 2010 keine wesentlichen Änderungen gegeben habe. So soll nach wie vor längeres gemeinsames Lernen aller Kinder durch schulartbezogenen Klassen zurückgedrängt werden. Nach Auffassung der GEW stellt die „Herstellung vermeintlich homogener Lerngruppen…, wie vielfach wissenschaftlich bewiesen, gerade keine Möglichkeit dar, auf die unterschiedlichen Leistungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler einzugehen, sondern manifestiert Unterschiede und verhindert hochwertige Bildungsabschlüsse.“ Die Gewerkschaft führt weiter aus, dass die Gymnasien in heftige Konflikte stürzen würden, weil die Entscheidung über die gymnasiale Schuldauer (G-8 oder G-9) an die Schulen delegiert würde. Gerade erst beschlossene und auf den Weg gebrachte schulische Konzepte würden wieder in Frage gestellt und die notwendige Ruhe für die Umsetzung der erarbeiteten Konzepte würde fehlen. Minister Klug ist derweil stolz darauf, als erstes Bundesland in Deutschland aus dem im Jahre 2008 eingeführten sogenannten Turbo-Abi (G-8) auszusteigen, und G-8, G-9 oder beides gleichzeitg an einer Schule (G-Y) möglich zu machen. Nach einem Bericht des Hamburger Abendblattes frohlockt er: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit der Wahlmöglichkeit eine sehr gute Option einführen.“ Die Initiative „G9/jetzt“ ruft derweil zu einer Großdemonstration am Samstag, 22. Januar, in Kiel auf. Die Initiative begrüßt es grundsätzlich, die Gymnasien wieder für G9 zu öffnen. Das 9-jährige Abi soll allerdings das Standardangebot werden. Außerdem wird ein „Y++“-Abi vorgeschlagen (jetzt nicht den Überblick verlieren!). Zum Ende der 9. Klasse fällt demnach die Entscheidung: die lernstarken SchülerInnen bekommen in der 10. Klasse zusätzliche Förderung und können nach Ablauf des Schuljahres in die 12. Klasse wechseln. Und – schwupps – hat man G-8 innerhalb eines G-9-Standardmodells. An Vorschlägen mangelt es also nicht. So bleibt zu befürchten, dass das Bildungschaos noch für lange Zeit anhalten wird. Die Gesamtlage scheint so vertrackt, dass es schwer fällt, einen vernünftigen Ansatzpunkt zu finden. Durch die ständigen Änderungen sind die Betroffenen SchülerInnen , Lehrerkräfte und Eltern dazu verdammt, immer nur kurzfristig auf die schlimmsten Verwerfungen im System zu reagieren. Eine grundlegenden Neubestimmung, angefangenen bei der Definition was „Bildung“ überhaupt beinhaltet, kann so nicht stattfinden. Der Pisa-Turm scheint bei uns besonders schief zu stehen…