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Donnerstag, 4. September 2008, 2:00 Uhr

Segeberger Nazis solidarisieren sich mit Peter Borchert

Ehemaliger Landes-NPD-Chef nach Milieu-Keilerei erneut in Haft

Peter Borchert

Peter Borchert auf Fotos im linken Nachrichtenportal "indymedia.org"

Von Olaf Harning | Zunächst sah alles nach einem Bandenkrieg innerhalb der Rockerszene aus: Zwei "rivalisierende Gruppen" waren sich am 29. August direkt vor dem Kieler Landgericht in die Haare geraten, lieferten sich eine minutenlange Massenschlägerei mit einem Schwer- und mehreren Leichtverletzten. Inzwischen ist klar: Eine der Gruppen waren die "Hell´s Angels", eine in mehreren Ländern agierende, kriminelle Rocker-Truppe, ihre Rivalen die Anführer der Kieler Nazi-Szene.

Wieder mal beteiligt an diesem Konflikt, indem es offenbar um Streitigkeiten im kleinkriminellen Milieu ging, war der mehrfach vorbestrafte Schläger und Ex-Chef der Landes-NPD Peter Borchert. Weil der aber noch auf Bewährung "draußen" war, nachdem er gerade erst einen Teil seiner Strafe wegen Waffenhandels abgesessen hatte, sitzt Borchert nun wieder in Untersuchungshaft - wegen Verdunkelungsgefahr. Grund genug für die militante Nazi-Szene, sich mehrheitlich mit ihrem Kieler Anführer zu solidarisieren. So kommentierte der User "NW Segeberg" (NW ist die Kurzformel für "Nationaler Widerstand") heute im bundesweiten Nazi-Portal Altermedia: "Einer wie Peter Borchert ist tausend mal mehr Wert als diese ´Internet-Nazis´!! Freiheit für Borchert und für alle Nationalisten". Noch unterhaltsamer wird die Angelegenheit, weil in Reihen der Hell´s Angels auch Klemens Otto "gekämpft" haben soll, der ehemalige Anführer der neonazistischen "Kameradschaft Pinneberg", der in heftigem Streit mit Borchert liegen soll. Die Schlägerei entstand, als sich beide Gruppen zu einem Prozesstermin vor dem Kieler Landgericht begaben, wo sich ein 32jähriger Neonazi dafür verantworten sollte, einen Tattoo-Shop-Betreiber aus Neumünster niedergestochen zu haben. Während das Opfer vor dem Landgericht erneut niedergestochen wurde (!), erlitt der Angeklagte Kopfverletzungen. Borchert hatte sich nach seiner vorzeitigen Haftentlassung auf "Altermedia" mit den Worten zurückgemeldet: "Gestatten, Borchert. 10 Jahre Haft hinter mir". Im Großraum Norderstedt/Nord-Hamburg ist traditionell keine neonazistische Organisierung zu verzeichnen, nachdem AntifaschistInnen Anfang der 90er Jahre die wenigen Ansätze zerschlagen hatten. So traten auch Borchert selbst und "freie Kameradschaften" hier nicht in Erscheinung, nur in Itzstedt und Nahe hält sich eine Gruppe junger Neonazis "im Sattel", steht aber aufgrund mehrerer Strafprozesse unter erheblichem Druck.