- Themen
- Alternative Zentren
- Arbeit & Kapital
- Behindertenpolitik / Assistenzbedürftige
- Bildung
- Energiepolitik
- Faschismus / Antifaschismus
- Flucht und Migration
- Frauen / Feminismus
- Frieden
- Geschichte
- Internationalismus
- Jugendpolitik
- Kindergärten & Kinderbetreuung
- Kommunalpolitik
- Kultur
- Landesgartenschau & Stadtpark
- Lesbisch/Schwules
- Medien
- Medizinische Versorgung & Gesundheit
- Polizei & Justiz
- Religion
- Repression / Antirepression
- Sonstige
- Soziales
- Sport
- Stadtentwicklung
- Umwelt
- Verkehr
- Artikel Altbestand
- Schlagworte
- Galerien
- Links
- Termine
- Über uns
+ + + ARCHIVIERTER INHALT + + +
Diese Seite kommt aus unserem Archiv und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr aktuell sind. Bitte beachten Sie das Veröffentlichungsdatum dieser Seite.
Sonntag, 9. Mai 2004, 2:00 Uhr
Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Springhirsch
Kriegsende und Tag der Befreiung
Trägerverein KZ Gedenkstätte Springhirsch | Feldsteine, die in der Region gesammelt und mit den Namen von verstorbenen Häftlingen des KZ-Außenkommandos Kaltenkirchen beschriftet worden waren, legten die Teilnehmer an einer geeigneten Stelle im Gedenkstättengelände ab. In beeindruckender Weise wurden so die Namen der Toten für die zukünftigen Besucher der Gedenkstätte dem Vergessen entrissen. Die Namen, die Herkunftsländer, die Geburts- und Todesdaten von 213 KZ-Häftlingen waren in zum Teil damals illegal geführten Listen festgehalten und uns heute überliefert worden. Aber vermutlich weit mehr als 500 Opfer sind im Lager umgekommen. Wenigstens denen, deren Namen wir kennen, die Würde, die Bedeutung, und ihre Identität wieder zurückzugeben, alles das, was ihnen damals in einem unmenschlichen Wahn genommen worden war, das war der Sinn der Veranstaltung. Trauer und Andenken gegenüber Menschen, die einen Namen haben, sind nun für die Besucher der Gedenkstätte möglich.
Anschließend wanderten die Teilnehmer durch den Wald nach Süden bis zu dem Ort, wo sich von 1941 bis 1943 das Krankenrevier eines sowjetischen Kriegsgefangenenlagers befunden hatte. Der Vorsitzende Gerhard Hoch erläuterte den Teilnehmern die unmenschlichen Bedingungen des Lagers, dessen offizielle Bezeichnung damals lautete: "Erweitertes Krankenrevier des Stammlagers XA Schleswig, Zweiglager Heidkaten". Als ab 1941 überall in Deutschland die sowjetischen Kriegsgefangenen ankamen, wurde die Forderung nach großen Sammellagern laut. Herr Hoch zitierte folgenden Bericht, der am 18.12.1941 an das "Gaupropagandaamt Kiel" gerichtet war:
"Die eintreffenden Bolschewisten (sind) nur zum geringen Teil einsatzfähig...Alle hier eintreffenden sowjetischen Kriegsgefangenen sind vollkommen verhungert und können sich zum Teil nicht mehr aus eigener Kraft vorwärts bewegen...Wenn man sie schon sterben lassen will, so soll man dies in den großen Sammellagern tun. Den Gemeinden erwächst alleine schon daraus, dass überall Beerdigungsplätze beschafft werden müssen, erheblicher Schaden."
Nach der Genfer Konvention, die 1929 die humane Behandlung von Kriegsgefangenen regelte, fragte also niemand. Auch im Heidkatener Lager herrschten derart unmenschliche Bedingungen, dass allein hier vierstellige Todeszahlen zu verzeichnen waren. Ein heute sehr betagter Zeuge, der am Schluss seines Lebens nicht länger schweigen wollte, bestätigte jüngst die unsäglichen Zustände dort. Gerade die Osteuropäern, die man als "Untermenschen" bezeichnete, "wertlosen Dreck", die "Bolschewisten als gefährliche Feinde der Zivilisation", usw. wurden schlimm behandelt. Hier ging die unmenschliche Saat auf, die von nationalsozialistisch geprägten Lehrern, Pfarrern und anderen Meinungführern gelegt worden war. Und die Wachsoldaten, Angehörige der Deutschen Wehrmacht, zu Hause ganz normale Bürger, begingen Verbrechen, die nie gesühnt worden sind. Und wenn wer denkt, die Welt sei heute besser als damals, der täuscht sich. Sadistische Folterspiele an irakischen Kriegsgefangenen belegen, wie auch heute noch eine Saat aufgehen kann, wenn Menschen als gefährlich und minderwertig diffamiert werden. Amerikanische Überheblichkeit und christliches Sendungsbewusstsein, die Menschen einfach in Gut und Böse einteilt, ermuntert Soldaten dazu Kriegsgefangene zu foltern und zu demütigen, Soldaten, die zu Hause "ganz normale Bürger" sind und gefeiert werden, wenn sie zurückkommen.
Am Ort des sogenannten "Sterbelagers" will der Trägerverein eine informierende Gedenktafel aufstellen. Sie soll der vielen Opfer gedenken und mahnen, dass niemals solches Leid Menschen angetan werden darf. Sie soll auch den Betrachter sensibel machen angesichts von Unrecht und Gewalt, die auch heute noch in der Welt sind.