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Sonntag, 20. April 2003, 2:00 Uhr

Vereinzelt Hungerstreiks in Glasmoor

"Der Arzt hat mich nur gewogen"

Info Archiv | Nachdem AktivistInnen der Hamburger Glasmoorgruppe und des Flüchtlingsrats Redebeiträge in deutsch, englisch, französisch, türkisch und spanisch gehalten hatten, entwickelte sich einmal mehr eine lebhafte Diskussion zwischen DemonstrantInnen und Gefangenen. Einmal mehr sorgte dabei auch die Qualität der medizinischen Versorgung im Abschiebetrakt der JVA für Gesprächsstoff.
Nachdem zunächst Mitgefangene über den Hungerstreik eines Zellennachbarn berichteten, meldete der sich wenig später selber zu Wort: "Ich bin seit 10 Tagen im Hungerstreik", und: "Der Arzt hat mich nur gewogen". Der Betroffene konnte sich zu diesem Zeitpunkt nur noch sichtlich angestrengt auf den Beinen halten. Er hatte als Kind einen schweren Unfall mit Kopfverletzungen und als Folge davon immer wieder schwerste Gesundheitsprobleme. Auch gegen die Nichtbeachtung dieser Beschwerden durch Anstaltsarzt Dr. Köhler richte sich sein Protest.
Trotz dieser vereinzelten Proteste scheint derzeit vor allem Lethargie die Stimmung hinter den zwei hohen Anstaltszäunen zu bestimmen. Auch andere probten in den letzten Wochen angeblich den Protest durch die Verweigerung der Nahrungsaufnahme, gaben aber relativ schnell auf: "Das hilft uns nicht", so ein Gefangener.
Immerhin war an diesem dritten Sonntag im Monat ein Kamerateam freier JournalistInnen aus Schleswig-Holstein vor Ort und fing die katastrophale Situation der Abschiebehäftlinge sensibel mit der Kamera ein. Vielleicht ein kleiner Schritt gegen die fortschreitende Isolation der MigrantInnen hinter Gittern.
Der nächste Sonntagsspaziergang findet am 18. Mai statt, Treffpunkte sind wie üblich um 14.00 Uhr die "B5" (Brigittenstraße 5) in Hamburg und um 15.00 Uhr die Ecke Glasmoorstraße/Am Glasmoor in Norderstedt.

Veröffentlicht in Flucht und Migration mit den Schlagworten Norderstedt, Schleswig-Holstein