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Mittwoch, 17. August 2005, 2:00 Uhr

Warum lügt die Stadt?

Wirbel um den Abriss des JuKuCa, Stadtsprecher Evers behauptet unwahr: "Wir haben damit nichts zu tun"

Von Olaf Harning | "Nein, das waren wir nicht, die Stadt hat das Gebäude abgerissen!" So äußerte sich der Kaltenkirchener Architekt Nils Feldsien am Mittwoch gegenüber dem Info Archiv. Demnach betreut Vater Werner Feldsien zwar das Bauprojekt "Aurikelpoint" für die "Grundstücksgesellschaft Elisabeth-Selbert-Straße" und vertritt diese auch bezüglich ihres Norderstedter Grundstücks, mit dem Abriss des JuKuCa aber habe man absolut nichts zu tun.
Tags zuvor jedoch stritten Liegenschafts-Leiter Ralph Nadolny und vor allem Stadtsprecher Kai Jörg Evers genau das energisch ab: Während Nadolny anführte, man sei schließlich seit einem Jahr nicht mehr Besitzer der Immobilie, wurde Pressesprecher Evers deutlicher: "Ich wüßte nicht, in welcher Form die Stadt etwas mit dem Abriss zu tun haben sollte.", und nach nochmaliger Rückfrage: "Uns gehört das Gebäude nicht. Die Stadt hat mit dem Abriss nichts zu tun."
Tatsächlich handelt die Stadt beim Abbruch des JuKuCa in vorderster Front. Erst am vergangenen Freitag erteilte nach Informationen des Info Archivs Nadolny persönlich den Auftrag für die Arbeiten. Dabei ging es ihm ausdrücklich darum, das Gebäude so zügig wie möglich dem Erdboden gleich zu machen, um etwaige Besetzungen durch AktivistInnen des Sozialen Zentrums (SZ) zu verhindern. Zwar sickerte die Maßnahme noch am Wochenende als Gerücht durch, wurde aber vom SZ nicht recht ernst genommen. Erst am Montagmorgen mussten dann AktivistInnen feststellen, dass tatsächlich mit dem Abriss begonnen wurde.
Jetzt allerdings die spannenden Fragen: Warum reißt die Stadt ein Gebäude ab, das ihr nach übereinstimmenden Aussagen nicht gehört? Warum tut sie das in dieser Eile, wenn das Haus doch seit Monaten leersteht und bereits einmal kurzfristig besetzt wurde? Und wenn es eine einfache Erklärung dafür gibt: Warum lügen Liegenschaftsleiter und Pressesprecher auf die Frage nach der städtischen Beteiligung am Abbruch?
Hintergrund könnte ein "runder Tisch" vom vergangenen Mittwoch sein, an dem sich neben VertreiterInnen des Sozialen Zentrums auch Sozialdezernent Harald Freter (SPD) und Thorsten Hausmann (CDU) beteiligten. An diesem Tag hatte das Soziale Zentrum erstmals offiziell ernsthaftes Interesse am leerstehenden JuKuCa angemeldet und als Ersatzobjekt für das jetzige Zentrum ins Spiel gebracht. Zwei Tage später erteilt die Verwaltung die Order: "Abriss!". Ein Zufall?
Die Antwort auf die Frage, warum die Stadt und nicht der Besitzer abreißen läßt, könnte wiederum im Kaufvertrag oder gar im Grundbuch verborgen liegen, mit dem es laut Feldsien "Probleme" gibt. Deshalb und wegen eines abgesprungenen Investors ist derzeit auch kein Baubeginn abzusehen. Die bereits abgeschlossene Planung für ein Wohn- und Geschäftshaus "Aurikelpoint" jedenfalls wird womöglich gar nicht erst umgesetzt, der ursprünglich eingesetzte Makler Thorsten Hausmann ist nach eigenen Worten bereits "raus" aus dem Projekt. Sollten neue InvestorInnen Änderungen wünschen, müßte laut Architekt Feldsien das gesamte Baugenehmigungsverfahren neu aufgerollt werden.
Das JuKuCa wurde ausschließlich deshalb in einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" abgerissen, um möglichen Besetzungen vorzubeugen, so sieht es auch Katharina Voß vom Sozialen Zentrum: "Die Stadt wollte jedes Risiko ausschließen und will uns offenbar jede Chance auf ein adäquates Ersatzobjekt für das heutige SZ nehmen. Ein schäbiges Verhalten!". Mit späteren Neubauten jedenfalls hatte die Maßnahme nicht das Geringste zu tun. Bleibt die Frage, auf welcher Grundlage die Stadt dabei in Aktion trat. Und aus welchen Töpfen der Abriss bezahlt wird.

Das Ende des JuKuCa: Warum leugnet Kai Jörg Evers die Verantwortung der Stadt für den Abriss?

Veröffentlicht in Alternative Zentren mit den Schlagworten CDU, Norderstedt, SPD