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Mittwoch, 2. April 2014, 15:42 Uhr

Weltladen-Partner ermordet

Romeo Robles Capalla von Militärs hingerichtet?

Romeo Robles Capalla

Am 15. März von Unbekannten erschossen: Romeo Robles Capalla (Foto: GEPA)

Olaf Harning | Erst im September waren Mitglieder des philippinischen Panay Fair Trade Centers (PFTC) zu Gast im Norderstedter Weltladen, jetzt wurde der Vorsitzende des kooperativenähnlichen Kleinbauernverbandes von Unbekannten erschossen. Zuvor war die Initiative wochenlang von Militärs gegängelt worden.

PFTC-Mitglieder im September 2013 vor dem Weltladen

Besuch von der Insel Panay: PFTC-Mitglieder im September 2013 auf dem Norderstedter Rathausmarkt (Foto: Weltladen)

Er ist ein Alarmsignal, der Tod Robles Capallas, "eine weitere ‚extralegale Hinrichtung’ durch die Regierung des Präsidenten Benigno Aquino“. So jedenfalls schätzt das PFTC die Ermordung seines Vorsitzenden ein, der am 15. März am Rande eines Marktes auf der Insel Panay/Philippinen erschossen wurde.169 solcher Fälle sollen seit Amtsantritt Aquinos bereits dokumentiert sein.

Demnach ermorden Angehörige von Polizei und Militär Bürger, Mitglieder der indigenen Bevölkerung und Kleinbauern, ohne dass die Täter Bestrafung zu befürchten haben. „Dieser Amoklauf der Regierung wird weitergehen", befürchtet die Partnerorganisation des Norderstedter Weltladens, "im Rahmen des Programms gegen Aufständische“.

Nur Stunden nach der Hinrichtung Robles Capallas brannte eine Zuckermühle der Initiative KAMADA – eine Mitgliedsorganisation des PFTC. Auch hier vermutet man staatlich gelenkte Täter als Brandstifter. Schon im vergangenen Jahr waren die Kleinbauern Ziel staatlicher Repressionen, etwa als Ruth Fe Salditos, Mitgründerin und langjährige Präsidentin des PFTC, als „Terroristin“ beschuldigt wurde. Sie steht seitdem unter Beobachtung. Romeo Capalla selbst war 2005 unter fragwürdigen Terrorismus-Anschuldigungen festgenommen worden.

"Als Signal, dass wir dieses grausame Verbrechen nicht einfach hinnehmen wollen", hat die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt (GEPA), "einen Appell an den Präsidenten, weitere Regierungsvertreter sowie die philippinische Botschaft gesendet". Die Fair-Trade Organisation hatte auch 2005 und 2013 zu den Anschuldigungen gegen Romeo Capalla und Fe Salditos Stellung bezogen und sich erfolgreich an die zuständigen Gerichte gewandt. GEPA-Geschäftsführer Robin Roth: "Als Fair Handelsbewegung stehen wir hinter PFTC und zeigen: Ihr seid nicht allein!"

Mit Entsetzen reagiert auch der Norderstedter Weltladen auf den Mord. "Ich hoffe", so Franz Maletzke gegenüber dem Infoarchiv, "dass trotz der Trauer über die Gräueltat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PFTC, bzw. z.B. ´Beni`Gulbatico und Mario Dalida, ihr soziales Engagement fortsetzen und den Weg des Fairen Handels und der Menschenrechte weitergehen."


Engagierte sich in Sozialen Bewegungen: Romeo Robles Capalla (Foto: alternativa3.com)

Romeo Robles Capalla engagierte sich bereits in jungen Jahren für soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Selbstbestimmung der philippinischen Bevölkerung. Unter Diktator Ferdinand Marcos zeitweise im Untergrund, setzte er sich bis zu seinem gewaltsamen Tod konsequent und friedlich für die Stärkung der Zivilgesellschaft auf den Philippinen ein. "Er widmete sein Leben den Armen und Bedürftigen", sagt sein älterer Bruder, Emeritus Fernando Capalla, der Erzbischof von Davao ist. Seit 12 Jahren leitete er die Geschäfte der Verarbeitungsanlage von PFTC, wo Mascobado-Zucker, Bananenchips und Ingwerwürfel für den lokalen Handel und für Fairhandelspartner wie dwp und die GEPA verarbeitet werden. Maletzke: "Wir beziehen und verkaufen seit fast zwei Jahrzehnten fair gehandelte Produkte vom PFTC." Außerdem spendeten der Weltladen und Norderstedter Bürger kürzlich mehr als 2.300 Euro für die Behebung von Taifun-Schäden auf Panay.

Wer die Fairhandelsorganisationen und Menschenrechtsaktivisten dabei unterstützen will, Druck auf die Regierung Aquino auszuüben, kann sich mit einem Schreiben an die Botschaft der Philippinen in Berlin wenden:

Botschaft der Republik der Philippinen

Botschafterin H.E. Maria Cleofe R. Natividad

Uhlandstraße 97

D-10715 Berlin

Veröffentlicht in Internationalismus mit den Schlagworten Fairtrade, Franz Maletzke, Philippinen, Weltladen