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Montag, 18. September 2006, 2:00 Uhr
Auch Norderstedter Lehrkräfte demonstrieren in Kiel
Massenhaft laut
Von Hans-Georg (Felix) Becker | Bei dem Protestmarsch durch die Kieler Innenstadt handelte es sich um die größte Beamten-Demonstration die es je in diesem Bundesland gab. Lehrer, Polizisten, Förster, Mitarbeiter von Landeskrankenhäusern, der Justiz und des Justivollzugs protestierten unter anderem gegen die Kürzung des Weihnachtsgeldes. Besonders hart wurde Ministertpräsident Carstensen angegriffen, weil er sein Wahlversprechen, keine Kürzungen bei den Beamten vornehmen zu wollen, gebrochen hatte. So enthielten dann auch die viele Plakate das Wort "Lügner" und die Aufforderung an Carstensen nach Nordstrand zurück zu gehen.
Noch während der Busfahrt nach Kiel hatten die Norderstedter Teilnehmer Ihre Forderungen nach z.B. kleineren Klassen, mehr Geld für Lehrkräfte und einer Schule für alle auf Plakate und Luftballons geschrieben. Rasseln, Fahnen und Trillerpfeifen wurden von der GEW im Bus verteilt. In Kiel sammelte sich die große Schar der Protestler am Rathausmarkt um danach in einem beeindruckenden Demonstrationszug bis vor den Kieler Landtag zu marschieren. Der Platz vor dem Landtag war bereits voll, die Redebeiträge der verschiedenen Gewerkschaftsvertreter hatten bereits begonnen, als das Ende des Demonstrationszuges sich immer noch auf der Höhe des Schwedenkais im Kieler Hafen befand. Leider fiel nach kurzer Zeit der größte Teil der Lautsprecheranlage aus, so dass über den Inhalt der Redebeiträge nicht in aller Ausführlichkeit berichtet werden kann. Jan Nissen aus dem GEW-Landesvorsitz schlug in seinem Redebeitrag die Brücke von den Schülerprotesten vor den Sommerferien zu den Kundgebungen der Studentinnen und Studenten bishin zu der jetzigen Demonstration der im öffentlichen Dienst beschäftigten. Er prangerte die Verlängerung der Lehrerarbeitszeit an, die nicht nur zu einer höheren Arbeitsbelastung führe, sondern auch die Neueinstellung von 330 Lehrkräften verhindere. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass Deutschland nur 4,4, Prozent des Brutto-Inland-Produkts (BIP) für Bildung ausgibt. Damit würde Deutschland den 21. Platz unter 30 Ländern belegen. Zum Schluss forderte Nissen alle Demonstrationsteilnehmer auf die Proteste gemeinsam fortzuführen, egal ob als Lehrkraft, Polizistin oder Polizist, Forstbeamter oder Mitarbeiter anderer Dienststellen. Alle Forderungen der Redner und Rednerinnen wurden durch ohrenbetäubenden Lärm aus tausenden von Trillerpfeifen akustisch unterstützt. Von den im Kieler Landtag anwesenden Politikerinnen und Politikern ließ sich jedoch niemand blicken. Unbeeindruckt von den lautstarken Protesten hatte das Parlament den Doppelhaushalt 2007/2008 auf den Weg gebracht. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen lobte sich gar selbst, die geplante Entlastung des Haushaltes um 600 Millionen EURO sei "ein Kraftakt und ein gutes Ergebnis". Leider war diese Äußerung draußen vor dem Landtag nicht zu hören, hätte es dem Proteststurm vielleicht doch noch einmal anschwellen lassen. So gingen die Demonstranten dann ob der großen Solidarität aller Beschäftigten untereinander größtenteils zufrieden zu ihren Bussen, hatten aber wohl doch das unterschwellige Gefühl, nicht ganz ernst genommen worden zu sein. Ein Norderstetder Lehrer bemerkte dann auch zum Schluss:"Vielleicht hätten wir doch noch mit Gammelfleisch schmeißen sollen!". Gelegenheit für derartige Aktionen wäre gewesen, standen die Polizeikräfte doch diesmal nicht abwehrend vor den Demonstranten, sonder mitten unter ihnen. Die Proteste sollen nach Gewerkschaftsangeben jedenfalls weiter gehen. Auf der Rückfahrt nach Norderstedt, wurde im Bus des Lise-Meitner-Gymnasiums die Idee geboren, eine Personalversammlung aller Norderstedter Schulen durchzuführen, um die Kräfte zu bündeln.