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Dienstag, 31. März 2015, 16:31 Uhr
Eltern fordern: Schluss mit Unterrichtsausfall
Unterschriftensammlung an Norderstedter Schulen
Hans-Georg (Felix) Becker | An Norderstedter Schulen läuft derzeit eine Unterschriftenaktion „für eine dauerhafte 100%-ige Unterrichtsversorgung“. Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler wollen auf diese Weise darauf aufmerksam machen, dass der Umfang der Unterrichtsausfälle untragbar ist. Initiiert wurde die Aktion von Thomas Thedens, Vorsitzender des Schulelternbeirates (SEB) am Lise-Meitner-Gymnasium. Die Unterschriftenlisten sollen Anfang Mai der Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) übergeben werden. In dem Begleitschreiben zu den Unterschriften, das auch an die Vorsitzende des Bildungsausschusses Anke Erdmann (GRÜNE) und den Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD) adressiert ist wird darauf hingewiesen, dass die Betroffenen SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte mit dem „immer häufiger vorkommenden Unterrichtsausfall an den Schulen unserer Stadt, bzw. in unserem Bundesland Schleswig Holstein, zu Recht sehr unzufrieden sind.“ Dieser Zustand sei nicht neu und dauere nun schon viele Jahre: „Dass diese Problematik besteht, ist Ihnen hinreichend bekannt“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Die Landesregierung solle dafür Sorge tragen, dass die Unterrichtsausfälle nachhaltig beseitigt werden und zukünftig eine 100%ige Versorgung dauerhaft gewährleistet werde. Im Hinblick darauf, dass „es hierbei natürlich um die entsprechenden Haushaltsmittel geht“ stellt Thomas Thedens fest, „dass Schleswig-Holstein im Bundesdurchschnitt derzeit vergleichsweise geringe Bildungsausgaben hat.“ Um nicht nur als „Meckerer“ da zu stehen nennt er verschiedene „bisweilen zweifelhafte Projekte“ für die Millionen von Steuergeldern ausgegeben wurden. In Zukunft könnten bei den Haushaltsplanungen diese Gelder gleich in die Bildung investiert werden. Von der Landesregierung wird hingegen gebetsmühlenartig die Schuldenbremse als Grund für zurückhaltende Investitionen angeführt.
Die Landesregierung nimmt bei ihrer aktuellen Personalplanung eine nur 94%ige Unterrichtsversorgung als Normalfall in Kauf. Das Fehlen von Lehrkräften z.B. wegen Krankheit, Fortbildung, Klassenfahrten ist da noch gar nicht berücksichtigt. Und so hält es der SEB-Vorsitzende für sinnvoll, „mit 105% zu planen, um eine „Vertretungsreserve“ zu schaffen.“ Erschwerend kommt für Norderstedt hinzu, dass Probleme bestehen, selbst die vorhandenen Stellen zu besetzen. Für Lehrkräfte ist es unattraktiv nach Norderstedt zu ziehen, während z.B. in Hamburg bessere Bezahlung und die schnelle Verbeamtung winken. Außerdem ist das Wohnen in Norderstedt teuer – wenn es denn überhaupt freie Wohnungen gibt.
Da es in der Vergangenheit keine belastbaren Aufzeichnungen über den tatsächlichen Umfang des Stundenausfalls gab und es dadurch zu teilweise sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen zwischen den Betroffenen und der Landesregierung kam, wurde an allen schleswig-holsteinischen Schulen zum Schuljahr 2014/15 ein elektronisches Erfassungssystem (Portal zur Unterrichtserfassung Schleswig-Holstein- PUSH) eingeführt. Schnelle Ergebnisse sind allerdings nicht zu erwarten, da dieses System zuerst in einer zweijährigen Testphase analysiert werden soll. Bis dahin werden wohl weiterhin Welten aufeinander prallen. Nach einem Bericht der Norderstedter Zeitung hält Kreisschulrat Jürgen Hübner die Zahl der Lehrerplanstellen für auskömmlich. Zitat: „Wir haben in der Praxis eine hundertprozentige Versorgung mit Lehrern.“