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Dienstag, 8. November 2005, 1:00 Uhr
Gegen das Zurschaustellen von Kriegsobjekten, Nazisymbolen und Kolonialdenkmälern
Gemeinsame Erklärung aller 15 Hamburger Geschichtswerkstätten vom 8. November 2005
gepostet und bearbeitet vom nestscheisser | "Während der Hamburger Senat finanzielle Streichungen vornimmt, von denen auch wir - die Hamburger Geschichtswerkstätten - betroffen sind, unterstützt er die Errichtung eines privaten Schifffahrtmuseums für die Marine- und Militariasammlung Peter Tamms mit 30 Millionen Euro und überlässt der Tamm-Stiftung mietfrei den Kaispeicher B für 99 Jahre. Damit fördert die Hamburger Regierung mit erheblichen öffentlichen Mitteln ein nicht hinnehmbares Geschichtsbild.
Das von Herrn Tamm bisher praktizierte und in seiner verharmlosenden Tendenz wohl auch für sein "Internationales Maritimes Museum" vorgesehene Ausstellungskonzept präsentiert den Besuchern neben den Zeugnissen der zivilen Schifffahrt eine umfassende Militariasammlung. Die auffallende Präsenz von Uniformen und Admiralsstäben, Schlachtschiffmodellen und Waffen blendet nicht nur die Kehrseite der Kriege und Schlachten aus, sondern verschweigt die Ursachen gewaltsamer Konflikte und die Namen der politisch Verantwortlichen und Profiteure der Kriege. Auch erfahren wir nichts über die blutigen Opfer all der Seeschlachten, die auf zahlreichen Marinebildern der Tamm-Sammlung so "eindrucksvoll" zur Schau gestellt werden. Wir erfahren nichts über die Millionen Opfer der Befehle, die unter den Hakenkreuz-verzierten Admiralsstäben ergangen sind, welche poliert und kommentarlos Tamms Ausstellung schmücken. Wir vermissen jegliche kritische Einordnung von Tamms Objekten in das historische Geschehen und eine kontinuierliche öffentliche Kontrolle des Ausstellungskonzepts.
Ebenso kritisch stehen wir der öffentlichen Förderung des vom Kulturkreis Jenfeld betriebenen "Tansaniaparks" in Hamburg-Jenfeld gegenüber. Die Einrichtung dieses Kolonialparks wurde vom Senat mit 25.000 Euro unterstützt. Wir distanzieren uns von dem im Park vertretenen Geschichtsbild, das den Besucherinnen und Besuchern in Gestalt von Kolonialdenkmälern gegenübertritt. Die vorgeblich unpolitische Aufstellung der im "Tansaniapark" gezeigten Objekte wird in Wahrheit dominiert von zwei Nazidenkmälern aus dem Jahr 1939 - den beiden kolonialistischen Großplastiken und dem Schutztruppen-Ehrenmal - sowie von zwei Regimentssteinen für gefallene Soldaten des 2. Weltkriegs. Der Park gibt nur wenig Auskunft über das Leid der von den deutschen Truppen kolonialisierten afrikanischen Völker. Auch vermissen wir jegliche Auseinandersetzung mit dem soldatischen Heldenmythos, der uns mit solchen Denkmälern gegenüber tritt.
Wir erinnern daran, dass diese Plastiken nach wie vor zu Ehrungen durch die rechten Traditionsverbände und deren prominente Gäste missbraucht werden. Wir erinnern weiter daran, dass Herrr Tamm vom "Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen" stolz als "unser Vereinskamerad" betitelt wird. Und ganz sicher werden auch dieses Jahr die Kranzschleifen dieser Verbände die Aufschrift "Afrika 1941-1943" tragen...
Damit sich die Besucherinnen und Besucher der genannten Einrichtungen ein eigenes Bild über historische Geschehnisse machen können, muss im künftigen "Internationalen Maritimen Museum" und im "Tansaniapark" auch die Kehrseite von der "Herrschaft zur See", von der "Befriedung der Kolonien", von Krieg und Marinerüstung eine angemessene Darstellung finden, dann sollten auch die historischen Bestrebungen gegen Kolonialismus und Militarismus dort eine sachliche Würdigung finden. Um dies zu gewährleisten muss die Stadt dafür sorgen, dass im Marinemuseum ein mit ausgewiesenen Fachleuten besetzter, von der Tamm-Stiftung unabhängiger wissenschaftlicher Beirat das Ausstellungskonzept des Museums entscheidend prägt. Auch für den "Tansaniapark" muss ein vom Betreiber unabhängiges Gremium gegründet werden, das über die Zukunft dieser Einrichtung verbindliche Entscheidungen trifft."
Presseinformation der Hamburger Geschichtswerkstätten vom 8.11.05
Sehr geehrte Damen und Herren,
was verbindet Peter Tamm mit dem Tansaniapark in Hamburg-Jenfeld? Etwa das einseitige Geschichtsbild, das beide auszeichnet? Nicht nur das. Die rechtslastigen Vereine "Traditionsverband der ehemaligen Schutz- und Überseetruppen" und "Verband Deutsches Afrika-Korps" legen alljährlich am Schutztruppen-Ehrenmal im Tansaniapark Kränze nieder. Die Schleifen des letzteren Vereins werden auch dieses Jahr wieder den 1941-1943 in Afrika gefallenen Soldaten gewidmet sein. Und der erstgenannte Verein bezeichnet stolz Herrn Peter Tamm als "unseren Vereinskameraden". Aus Scheu vor all zu großer Publicity begehen die alten Herren beider Verbände und ihre prominenten Gönner seit einigen Jahren ihre Ehrung bereits am Vortag des Volkstrauertages, in diesem Jahr am Sonnabend, 12. November, vormittags 11 Uhr. Doch dieses Mal wird es etwas anders ablaufen. Denn falls diese Herren eintreffen, sind wir bereits zur Stelle...
Wir laden die breite Öffentlichkeit und die Medien ein, mit uns ab 10 Uhr den Opfern der Kolonialkriege und des Maji-Maji-Aufstands in Deutsch-Ostafrika zu gedenken, der vor 100 Jahren begann. Wir wollen an die mehr als 150.000 Afrikaner erinnern, die von deutschen Kolonialtruppen und nordafrikanischen Askari-Söldnern umgebracht worden sind.
Diskutieren Sie mit uns über den Tansaniapark und wohnen Sie der Verlesung einer Erklärung der Hamburger Geschichtswerkstätten bei, die hier unter dem Titel "Gegen das Zurschaustellen von Kriegsobjekten, Nazisymbolen und Kolonialdenkmälern" angefügt ist (siehe Word-Anhang bzw. Textversion unten).
Sa., 12. November 2005, 10 Uhr
Tansaniapark in Hamburg-Jenfeld, Ecke Wilsonstraße/ Kuehnstraße/
Schöneberger Straße. Treff in der dortigen Einfahrt an der Kasernenmauer mit
der noch vorhandenen Aufschrift "Lettow-Vorbeck-Kaserne".
Parkplätze vorhanden. Anreise mit öffentlichem Nahverkehr:
U1 bis Wandsbek-Markt, 9:33 mit Bus 162 bis Kuehnstraße Ost. Von dort nur wenige Schritte bis zum Tansaniapark.
Veranstalter: Die Hamburger Geschichtswerkstätten und das Eine-Welt-Netzwerk Hamburg e.V.
Bei Rückfragen erreichen Sie uns über den Antwortbutton dieser Email
(ametas@t-online.de) oder telefonisch unter 040-5276452 (AB; Senenko).
Am Nachmittag lädt das Eine-Welt-Netwerk Hamburg e.V. von 14-18 Uhr unweit des Michels zum Workshop "Hamburgs Erinnerungskultur zwischen Tansania-Park und Tamm-Museum" ein. Auf dem Programm stehen Filmausschnitte, Vorträge, Diskussion und ein Spaziergang zur Wissmannstatue an den Landungsbrücken.
Ort des Workshops: Deutsche Seemannsmission, Krayenkamp 5, 20459 Hamburg.
Anreise: S1 oder S3 bis Stadthausbrücke; von dort 5 min Fußweg. Anmeldung erforderlich.
Anmeldung und Auskunft zum Workshop beim Eine-Welt-Netzwerk Hamburg unter susanne.heyn@ewnw-hamburg.de oder telefonisch unter 040-3589386. Weitere Informationen zum Workshop unter https://www.ewnw-hamburg.de/.
Mit freundlichem Gruß
Sabine Lahmann (Stadtteilarchiv Ottensen) und René Senenko (Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt Hamburg) für die Hamburger Geschichtswerkstätten
Hinrichtung gefangener Aufständischer in Tansania durch die deutsche Armee