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Donnerstag, 7. Oktober 2010, 2:00 Uhr

Gemeinschaftsschule Harksheide: Pläne zum Umbau vorgestellt

Einen Schritt vor und zwei zurück?

Infoarchiv Norderstedt | Der Tagesordnungspunkt war schon seit langem mit Spannung erwartet worden. Gestern stand er nun auf der Tagesordnung des Ausschusses für Schule und Sport: Vorstellung der Pläne Bau Gemeinschaftsschule Harksheide. Nachdem die Pläne zum Um- und Anbau am vorhandenen Gebäude der ehemaligen Hauptschule Falkenberg (jetzt Regionalschule Garstedt, Außenstelle Falkenberg) von den Architekten vorgestellt worden waren, schienen die Ausschussmitglieder im Allgemeinen recht angetan von dem Vorhaben.

Die Schulleiterin der Gemeinschaftsschule Harksheide, Barbara Schirrmacher, wies in ihrer mündlichen Stellungnahme darauf hin, dass ihr bekanntermaßen eine Neubaulösung besser gefallen hätte, aber die Schule mit den jetzt vorgestellten Planungen durchaus zufrieden sei. Einem weiterhin positiven Verlauf der Sitzung stand eigentlich nichts mehr im Wege. Aber dann mag nicht nur den Ausschussmitgliedern, sondern auch den zahlreich anwesenden SchülerInnen, Eltern und Schulleitungen der Gemeinschaftsschule Harksheide und der ehemaligen Hauptschule Falkenberg ein Schreck durch die Glieder gefahren sein. Die Architekten bezifferten die voraussichtlichen Baukosten mit 13,8 Millionen Euro. Bei der Vorstellung der ursprünglichen Umbauvorhaben an dem jetzigen Gebäude der Gemeinschaftsschule Harksheide und einem Teil-Neubau auf dem eigenen Gelände am Ende des letzten Jahres ging es um eine Summe von knapp unter 10 Millionen Euro. Und bei dieser Summe waren "einige Ausschussmitglieder schon in Ohnmacht gefallen", so Hans-Georg Becker (DIE LINKE) gestern im Ausschuss.

Er äußerte Bedenken, dass - außer in seiner Fraktion - wenig Bereitschaft bestehen würde, nun die Summe von 13,8 Millionen Euro ausgeben zu wollen. Dies wurde leider durch Kopfnicken, zumindest auf CDU und FDP-Seite bestätigt. Der wegen eines anderen Tagesordnungspunktes anwesende stellvertretende Amtsleiter des Rechnungsprüfungsamtes, Herr Drews, relativierte die Auswirkung der Investitionssumme auf den laufenden Haushalt. Haushaltswirksam sei lediglich eine Summe von ca. 150.00 jährlich. Einig waren sich alle Ausschussmitglieder, dass man sich jetzt schnell und intensiv in den Fraktionen mit den Bauplänen beschäftigen müsse. Aber damit war ein weiteres großes Problem noch nicht beseitigt. Natürlich befinden sich in dem Gebäude der jetzigen Außenstelle der Regionalschule Garstedt noch HauptschülerInnen. Die Regionalschule Garstedt mit ihrem Standort im Aurikelstieg zeigt aber wenig bis gar keine Neigungen, diese Schüler in ihrer Schule bzw. auf ihrem Schulgelände aufzunehmen. Der ehemalige Schulleiter der Hauptschule Falkenberg und jetzige Schulleiter der Regionalschule Garstedt, Gerhard Lühr, wies darauf hin, dass es den Hauptschülern nicht zuzumuten sei, das von ihnen jetzt genutzte Gebäude zu verlassen und sich in einen neuen Schulstandort einzugliedern. Es würde sich um teilweise schwierige SchülerInnen handeln. "Dann würde es auf dem Schulhof Krieg geben", so Lühr im Ausschuss.

Auch und gerade wenn er die wohlverstandenen Interessen der Hauptschüler auf eine kontinuierliche Beendigung ihrer Schullaufbahn vertreten will, spielt er damit den teilweise völlig überzogenen Ressentiments der Eltern der Regionalschule Garstedt gegen SchülerInnen anderer Schulformen in die Hände. Im Endeffekt will er die SchülerInnen noch mindestens zwei Jahre in ihrem bisherigen Schulgebäude belassen. Einen Umbau der Schule während des laufenden Schulbetriebs lehnt er ab. Das würde bedeuten, dass die Gemeinschaftsschule Harksheide noch zwei Jahre in ihrem alten Gebäude unterrichten müsste. Schon im letzten Jahr wurde von der Schulleiterin Barbara Schirrmacher eindrucksvoll geschildert, dass in den vorhandenen Räumen die pädagogischen Anforderungen an eine Gemeinschaftsschule nicht erfüllt werden können. Und das vor dem Hintergrund, dass diese Schule mit 100 SchülerInnen in der 5. Klasse vierzügig geworden ist. Bereits im Juli 2008 hatte eine Begehung dieser Schule durch die Mitglieder des Ausschusses zu der einhelligen Auffassung geführt, dass die baulichen Zustände untragbar seien. Seitdem ist nichts passiert um die Situation, wenn auch nur perspektivisch, zu verbessern.

Dabei konnten sich alle Beteiligten und Betroffenen seit Mitte Januar 2010 Hoffnungen auf eine zügige und einvernehmliche Lösung aller Probleme machen. Auf Einladung der Schulleitung der Gemeinschaftsschule Harksheide hatten sich damals alle Fraktionen, die Schulen mit Eltern und Lehrkräften und Schulleitungen sowie die Verwaltungsspitze mit Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und dem damaligen 2. Stadtrat Torsten Thormählen zu einer "Krisensitzung" getroffen. Einzig der Schulleiter der Hauptschule Falkenberg fehlte. Auf dieser Zusammenkunft war man übereingekommen, dass die bis dahin vorliegenden Pläne eines Um- und teilweisen Neubaus nicht die beste Lösung darstellen würden. Denn bei dieser Lösung wären Teile des alten Schulgebäudes nur umgebaut aber nicht saniert worden. Auch eine energetische Sanierung hätte nicht stattgefunden. So einigte man sich darauf, die geplanten Investitionen in den Haushalt einzustellen und ebenfalls Gelder für eine Projektsteuerung sicher zu stellen, die für einen vernünftigen und reibungslosen Übergang der Hauptschüler aus ihrem Schulgebäude und der SchülerInnen der Gemeinschaftsschule in die neuen Räume zu gewährleisten. Die Idee stammte von Oberbürgermeiser Grote und wurde als Auftrag an die Verwaltung (in Person den anwesenden zuständigen Dezernenten Thormählen) verstanden. Um keine unnötige Zeit zu verlieren, sollte das Architekten-Ausschreibungsverfahren schon vor Abstimmung über den Haushalt erfolgen.

Wie sich nun während der gestrigen Ausschusssitzung herausstellte, hat die Verwaltung bisher allerdings keinerlei Maßnahmen in Hinblick auf eine Projektsteuerung getroffen. Insofern herrschte wieder einmal und immer noch völlige Unklarheit über die Abwicklung der Baumaßnahmen und deren Folgen für die SchülerInnen und den Unterricht. Die zuständige Amtsleiterin Sabine Gattermann gab an, gar nichts von einem derartigen Auftrag zu wissen. Entweder das Wissen um die Entscheidungen auf der Krisensitzung ging auf wundersame Weise verloren, oder die Herren Grote und Thormählen waren zu sehr mit ihren Bürgermeisterwahlkämpfen beschäftigt. Jedenfalls bleibt die Frage, welche SchülerInnen wann wohin sollen und können, ungeklärt - und damit auch der Termin für einen möglichen Baubeginn. Die Fronten zwischen den Schulen scheinen verhärtet. Herr Lühr hat ein Interesse, seine SchülerInnen weiter in dem vorhandenen Schulgebäude zu unterrichten, Frau Schirrmacher sieht keine Möglichkeit in ihren alten (zu wenigen und im schlechten baulichen Zustand befindlichen) Schulräumen einen vernünftigen Unterricht zu gewährleisten. Die Ausschussmitglieder waren einhellig der Auffassung, dass die weitere Besprechung der neu vorgelegten Baupläne bereits in der nächsten Sitzung erfolgen muss. Die Verwaltung muss bis dahin Vorschläge unterbreiten, ob jetzt noch eine Projektsteuerung hinzugezogen wird und unter welchen Voraussetzungen. Fest steht: Von der Politik muss schnell eine verbindliche Entscheidung getroffen werden. Und es steht ebenso fest, dass dabei eine Gruppe der Beteiligten das kürzere Streichholz ziehen wird.