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Samstag, 23. Oktober 2010, 2:00 Uhr
Protest gegen Wohnungsnot
4.000 demonstrieren in Hamburg
Von Olaf Harning | Nach Berechnungen des Bündnis "Leerstand zu Wohnraum" könnten alleine die zur Zeit leerstehenden Büros zu 40.000 Wohnungen umgebaut werden. Und die wären bitter nötig: In den letzten Jahren hat es die Hansestadt gerade einmal auf je 3.500 neue Wohnungen gebracht, der Hamburger Mieterverein sowie Fachleute aus Behörden und Wohnungsbaugesellschaften schätzen den tatsächlichen Bedarf der "wachsenden Stadt" jedoch auf 5.600 bis 8.000 zusätzliche Wohnungen jährlich, um eine weitere Verknappung von Wohnraum zu verhindern. Zu dem Problem der insgesamt fehlenden Unterkünfte kommt noch das Problem deren Bezahlbarkeit: Noch am 1. Januar 2009 verfügte Hamburg über rund 116.000 "Sozialwohnungen" unterschiedlicher Förderwege, am 1. Januar 2016 werden es (ohne Neubauten) gerade noch 82.000 sein.
Nicht wirklich anders ist die Situation in Norderstedt: Auch hier klagen soziale Einrichtungen seit Jahren, dass sie ihr Klientel praktisch nicht mehr auf dem Wohnungsmarkt versorgen können, es fehlt aller Orten an bezahlbaren, kleinen Wohneinheiten. Auch hier geht die Zahl der geförderten Wohnungen, also der Unterkünfte mit gesetzlich gedeckelter Miete, drastisch zurück: Gab es 2001 noch mehr als 3.000 "Sozialwohnungen", werden es 2018 gerade noch 1.000 sein.
Zu der heutigen Demonstration hatten fast einhundert linksalternative Gruppen, aber auch Gewerkschaftsgliederungen aufgerufen. Auch knapp fünfzig Menschen aus Norderstedt und Hamburgs Norden beteiligten sich an der Demonstration, darunter AktivistInnen des Sozialen Zentrums und Mitglieder verschiedener Gewerkschaften. Der Protest verlief bis zum Ende laut aber friedlich - vielleicht auch, weil sich die Polizei unter dem Eindruck der massiven Kritik an ihren Stuttgart 21-Einsätzen vollständig zurückhielt: Entgegen Hamburger Geflogenheiten wurde die Demonstration nur an der Spitze und an ihrem Ende begleitet, es gab weder Seitenspaliere noch die in der Hansestadt mittlerweile üblichen Materialschlachten mit Wasserwerfern und Panzerwagen. Dafür sorgten diesmal übrigens die Demo-OrganisatorInnen selbst: Sie führten einen eigenen Wasserwerfer - wohl aus den 60er Jahren - mit sich, Aufschrift: "Gegen Polizeigewalt".