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Samstag, 7. Dezember 2013, 16:35 Uhr
Schwul-lesbische Fußball-EM in Norderstedt
Olaf Scholz als Schirmherr
Das Organisationskomitee von Startschuss SLSV Hamburg (v.l.): Detlev Matzen, Carsten Stock, Alexander v. Beyme, Steffen Fischer (Sponsoring), André Martens (Social Media/PR), Philipp Abel, Thomas Brauner (Finanzen); Foto: Startschuss SLSV Hamburg e.V. / Torsten v. Beyme-Wittenbecher
Olaf Harning | Die dritte schwul-lesbische Fußball-Europameisterschaft findet auf den Paul-Hauenschild-Plätzen des HSV in Harksheide statt. Vom 11. bis 14. Juni 2015 werden mehr als 30 Teams mit rund 400 TeilnehmerInnen zur IGLFA European Championship erwartet.
Zuvor hatte sich der Startschuss SLSV Hamburg e.V. erfolgreich um das Event beworben, das 2011 erstmals stattfand und seitdem alle zwei Jahre in wechselnden Ländern ausgetragen wird. Im Premieren-Jahr in Manchester gestartet, war zwei Jahre später war das irische Dublin Gastgeber des Turniers. Ausrichter ist die International Gay and Lesbian Football Association (IGLFA), ein 1992 gegründeter Dachverband für schwul-lesbische Mannschaften aus 20 Ländern.
Dass die EM nicht nur in Hamburg, sondern ausgerechnet auf den Plätzen des Nachwuchsleistungszentrums des HSV ausgetragen wird, hat einen simplen Grund: Die IGLFA hat für die Vergabe zur Vorraussetzung gemacht, dass das gesamte Turnier auf einem Gelände stattfinden kann und im Großraum Hamburg bieten laut Alexander von Beyme nur die Hauenschild-Plätze diese Möglichkeit. Der Leiter des Hamburger Organisationskomittees erwartet 2015 mindestens 32 Teams am Ochsenzoll, gespielt wird in zwei Leistungsklassen und teilweise auf dem Kleinfeld, um allen Mannschaften die Teilnahme zu ermöglichen. Untergebracht werden die SportlerInnen im A&O-Hostel Hamburg-City. "Einerseits", so von Beyme, "weil wir etwa 400 Leute möglichst günstig unterbringen wollten". Andererseits sei der A&O-Konzern in Berlin dem Bündnis gegen Homophobie beigetreten.
"Wir hoffen darauf, dass ein solches Turnier in Hamburg auch die gesellschaftliche Diskussion über Homosexualität im Sport voranbringen wird", freut sich von Beyme über die EM-Vergabe. "Wir machen vor, wie normal es ist, schwul oder lesbisch zu sein und guten Fußball zu spielen." Bis homophobe Parolen und Anfeindungen auf den Plätzen der Vergangenheit angehören, sei es aber noch ein "schwieriger, weiter Weg". Es fehle einfach noch das Bewusstsein: "Mein Mitspieler könnte schwul sein." Die meisten Betroffenen wünschten sich laut von Beyme nicht viel mehr, als einmal von ihrem Partner vom Training abgeholt zu werden und sich dabei nicht verstecken zu müssen.
Weil die Organisatoren anfangs Vorbehalte der HSV-Führung befürchteten, hatten sie sich akribisch auf die Gespräche mit der Clubleitung vorbereitet, rannten dort aber dann offene Türen ein. HSV-Vorstand Oliver Scheel: "Im Sommer haben wir die ´Berliner Erklärung` gegen Homophobie unterzeichnet. Das ist für uns nicht nur ein Blatt Papier, der HSV will dies auch mit Leben füllen und lässt Taten folgen". Daher habe man "gerne mitgeholfen", die schwul-lesbische Fußball-EM nach Hamburg zu holen und freue sich auf die in- und ausländischen Gäste auf der Anlage. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hat Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) übernommen, auch er zeigte sich über die Vergabe erfreut: "Mit der Ausrichtung bietet sich der Freien und Hansestadt Hamburg einmal mehr die Gelegenheit, sich als weltoffene und tolerante Metropole zu präsentieren".
Dass die EM auf den Hauenschild-Plätzen tatsächlich in Norderstedt und nicht in Hamburg ausgetragen wird, über diesen Umstand stolperten Alexander von Beyme und seine Kollegen eigentlich erst nach den ersten Pressenberichten über das bevorstehende Turnier. Man habe sich stets für "Hamburg" beworben und mit dem "Hamburger SV" über die Plätze gesprochen, "da ist uns Norderstedt einfach durchgerutscht". Er sei aber sicher, so von Beyme lachend, "dass Norderstedt eine sehr schöne Stadt ist." Deshalb habe er nun gestern auch endlich Norderstedts Pressesprecher Hauke Borchardt angerufen, um den Fauxpas zu entschuldigen.
Der Startschuss Schwul-Lesbische Sportverein Hamburg wurde 1990 gegründet und hat heute rund 650 Mitglieder in etwa 20 Sportarten. Die Fußballer des SLSV werden seit einigen Jahren auch vom Hamburger Fußball-Verband (HFV) umworben, haben sich bislang aber gegen einen Start im Ligensystem des DFB entschieden: "Wer kann das schon von sich sagen, dass er als Amateurfußballer in Manchester oder Barcelona gespielt hat", begründet Beyme die Entscheidung, eine europaweit gute Vernetzung ermögliche den Vereinen der IGLFA hochkarätige Spiele und Reisen. Außerdem seien die SLSV-Teams für viele FußballerInnen auch ein "Rückzugsraum" jenseits von Anfeindungen. Dennoch: Beim HFV fühlt man sich "sehr willkommen", Berührungsängste gebe es da überhaupt nicht mehr.