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Donnerstag, 13. März 2003, 1:00 Uhr

Starke Proteste gegen Bau der A 20

"Schleswig-Holstein - teerumschlungen"

Olaf Harning | In den Orten Todesfelde, Hartenholm, Hasenmoor, Schmalfeld, Nützen und Lentföhrden formiert sich der Protest dabei am stärksten, in mehreren dieser Orte haben sich schon seit Monaten Bürgerinitiativen gegründet. Aus dem ganzen Kreis trafen mittlerweile tausende Protestschreiben bei den Kieler Behörden ein, alleine aus Kaltenkirchen-Land waren es mehr als 2.000. Damit hat sich in dieser Region beinahe ein Fünftel der Bevölkerung aktiv gegen die Trasse ausgesprochen. "Es gibt keinen Bedarf für diese Autobahn" gab kürzlich Felicitas Schinkinger (51) aus Hartenholm die Meinung ihrer vielen MitstreiterInnen wieder - bei ihr laufen die Fäden der Proteste zusammen.
Die Bürgerinitiative Lentföhrden hat auf ihrer Internet-Seite www.kontra-a20.de derweil eine lange Liste teils irreparabler Schäden zusammengetragen, die durch den Bau der Autobahn zu befürchten sind. Die LentföhrdenerInnen vertreten - durch mehrere Gutachten gestützt - aber auch die Auffassung, dass die erhofften positiven Impulse der Trasse überhaupt nicht eintreten. So sei eine Verkehrsentlastung der Städte und Gemeinden nicht zu erwarten, ganz davon abgesehen, dass das bisherige Verkehrsaufkommen noch nicht einmal eine Autobahn erfordere.
Der Widerstand gegen den Straßenbau prägt sich allerdings auch recht unterschiedlich aus. Mehrere Protestgruppen fordern beispielsweise inzwischen, die A20 zwar zu bauen, aber lediglich zwischen Bad Segeberg und Neumünster. Und in Bad Segeberg selber war eine Bürgerinitiative besonders einfallsreich: Hier legte man Pläne vor, nachdem die Autobahn entgegen der bisherigen Planung oberirdisch und auf Stelzen durch die Stadt geführt werden soll - aus Lärmschutzgründen komplett überdacht. Ein solcher Bau würde der Kreisstadt am Rande sogar noch einen städtebaulichen Akzent verleihen.
Bisher ist geplant, die Trasse im Bereich des Kreises Segeberg durch Bad Segeberg, vorbei an Bark, Todesfelde, Schmalfeld, Nützen, Bad Bramstedt und Lentföhrden Richtung Glückstadt zu führen, wo sie schließlich die Elbe queren soll. Doch hinter den regionalen Überlegungen stehen letztlich ganz andere Pläne: Konzerne, Wirtschaftsverbände und Parteien streben eine europaweite Autobahnverbindung von West nach Ost an. Sie soll Skandinavien, Polen und die baltischen Staaten mit Rotterdam und Calais verbinden. Seit der Wende plant und baut man an diesem gigantischen Autobahnneubau, der A 20. Sie führt von der polnischen Grenze entlang der Mecklenburgischen Ostseeküste bis nach Lübeck. Große Teile der Strecke bis Lübeck-A1 sind bereits gegen heftigem Widerstand genehmigt worden. Einige Abschnitte sind bereits im Bau. Nun plant die Landesregierung die Weiterführung der A 20 quer durch Schleswig-Holstein über Bad Segeberg und die Kreise Steinburg oder Pinneberg. Sie soll die Elbe entweder bei Glückstadt oder weiter südlich im Kreis Pinneberg queren. In Niedersachsen soll die A 20 weiter Richtung Holland geführt werden. Weser- und Emsquerung sind schon fertig, der Druck auf die schlewsig-holsteinische Landesregierung ist daher enorm.

Weitere Informationen:

www.home.t-online.de/home/thomas.thiessen/
www.kontra-a20.de
www.keinea20.de

Veröffentlicht in Umwelt mit den Schlagworten Schleswig-Holstein