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Mittwoch, 3. März 2010, 1:00 Uhr
Tarif-Lethargie
Reallöhne sinken - Beschäftigte schweigen
Von Olaf Harning | Dementsprechend gibt es für die ArbeitnehmerInnen der Metallbranche in 2010 lediglich eine Einmalzahlung, 2011 folgt dann eine äußerst moderate Lohnerhöhung:
- 320 Euro (für Mai 2010 bis März 2011)
- 120 Euro für Lehrlinge (gleicher Zeitraum)
- 2,7% (zum 1. April 2011, per Betriebsvereinbarung auch zwei Monate früher ... oder später!)
Dieser Abschluss gilt dann bis Ende 2012, die Lohnerhöhung deckt also nicht einmal die Inflationsrate aus. Beide Gewerkschaften vereinbarten neben der reinen Lohnrunde auch Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung: So müssen Auszubildende der öffentlichen Hand künftig mindestens 12 Monate übernommen werden. Die IG Metall vereinbarte hingegen eine Art betriebliche Kurzarbeiterregelung, bei der die Unternehmen die Arbeitszeit vorrübergehend senken können, und dabei auch den größten Teil des Lohnes einbehalten. Wären solche Vereinbarungen noch vor kurzem Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen gewesen, regt sich heute auch in gewerkschaftlich stark organisierten Betrieben kaum eine Forderung nach höheren Abschlüssen. Wolfgang Erdmann, Mitglied des Betriebsrats beim Norderstedter Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich, und hier auch Konzernbetriebsratsvorsitzender, sieht das vor allem in der Wirtschaftskrise begründet: "Ein in der Branche flächendeckender Auftragsrückgang von 40-50%, Verhandlungen über Kündigungen in Unternehmen wie St.Gobain oder ECH Will, zudem der drohende Arbeitsplatzabbau bei Jungheinrich selbst, da hatte die Belegschaft diesmal andere Probleme." Laut Erdmann hat es der Jungheinrich-Betriebsrat kürzlich nur mit Mühe erreicht, betriebsbedingte Kündigungen im Werk zu verhindern - ein Erfolg, auch wenn jetzt Arbeitsplätze "sozialverträglich" abgebaut würden. Bis Ende 2014 gibt es am Standort Norderstedt keine Kündigungen, zudem würden Auszubildende - etwa zur Hälfte befristet, ansonsten unbefristet - übernommen. Tarifpolitisch ist Erdmann zwar darüber verärgert, dass der aktuelle Abschluss sogar zu Reallohn-Verlusten führt, hat aber in dieser Situation grundsätzlich Verständnis für die Gewerkschafts-Strategie der Arbeitsplatzsicherung. 1.160 MitarbeiterInnen beschäftigt Jungheinrich noch in Norderstedt, davon 900 in der Technik (Produktion) und 260 im Ersatzteilwesen. Harte Fakten, beschäftigte das Unternehmen 1989 doch 1.700- und selbst 2007 noch fast 1.500 Menschen - darunter allerdings zahlreiche Leiharbeiter.
Keine Reaktion erhielt das Info Archiv bislang aus dem Rathaus, wo sich erst kürzlich mehr als 100 Beschäftigte an Warnstreikationen beteiligt hatten. Ein kollektives Rumoren wäre aber mit Sicherheit nach außen gedrungen, auch hier ist also mit einem stillschweigenden Einverständnis zu rechnen, zu laut hatten offenbar Kommunen, Bund und Land kundgetan, dass es nichts zu verteilen gäbe - außer an Banken und Unternehmen, versteht sich.
Tarif-Demos auf dem Werksgelände gehören der Vergangenheit an: Die Jungheinrich-Belegschaft duckt sich durch die Krise