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Sonntag, 10. Oktober 2010, 10:00 Uhr

Kein Schall&Rausch-Festival mehr?

Infoarchiv Norderstedt |  Das 16. Schall&Rausch-Festival, das Anfang August wegen der Bauarbeiten auf dem Gartenschau-Gelände erstmals auf neuer "Location" am Gewerbegebiet Oststraße stattfand, könnte gleichzeitig das letzte gewesen sein: Wegen einer versuchten Vergewaltigung war das Event von den VeranstalterInnen am zweiten Tag gegen drei Uhr morgens abgebrochen worden, jetzt laufen Diskussionen, ob man der "Verantwortung als VeranstalterInnen eines selbstverwalteten Festivals" noch gerecht werden könne. Immer wieder war es in den vergangenen Jahren zu Kritik an der meist fehlenden Ausleuchtung des Festivalgeländes und an zeitweise kaum auffindbaren AnsprechpartnerInnen gekommen: Im Ernstfall, so der Vorwurf, wären Hilfebedürftige auf sich selbst gestellt gewesen. Zu einem weiteren Problem entwickelte sich das von elektronischer Musik angezogene Mainstream-Publikum. Während sich an der traditionellen Punk(-rock)-Bühne des Festivals meist zwischen 300 und 500 Menschen versammelten, die etwas mit selbstverwalteter Festivalkultur anfangen-, sie "leben" können, zogen die Tekkno- und Trance-Bühnen neben einigen wenigen Alternativen vor allem die Jugend aus der Anwohnerschaft sowie unpolitisches Party-Volk an. Bereits 2003 hatte das zu einem völlig außer Kontrolle geratenen Festival mit annähernd 5.000 BesucherInnen im Stadtpark geführt - unter ihnen auch mehr als ein Dutzend Hooligans und Neonazis. Auch damals kam es auf dem Festival-Gelände zu einem sexuellen Übergriff, von dem die VeranstalterInnen erst aus der Presse erfuhren. Zwar beschränkte man anschließend Zahl und Qualität der Tekkno-Bühnen und fuhr Schall&Rausch auf deutlich unter 1.000 BesucherInnen zurück, das grundsätzliche Problem mit der Sicherheit auf dem Gelände und dem eigentlich unerwünschten Publikum der elektronischen Musik blieb jedoch bestehen. In einer Stellungnahme von Anfang September stellen die VeranstalterInnen aus dem Umfeld des Sozialen Zentrums nun noch einmal ihren Anspruch klar, nämlich "ein Festival zu (organisieren), auf dem die Menschen aufeinander achten und sich alle wohl fühlen können. Das haben wir im Vorfeld versucht klarzumachen und uns bemüht, im Rahmen unserer Möglichkeiten alles dafür zu tun, dass dies auch vor Ort umgesetzt wird". Dann aber das bittere Eingeständnis: "Das Ende dieses Jahr zeigt uns die Grenzen auf, dem gerecht zu werden". Ob und wie es also auch 2011 wieder "schallt und rauscht", steht derzeit in den Sternen. Verantwortbar wäre dies eigentlich nur dann, wenn man das Gelände übersichtlicher gestaltet, mehr erkennbare AnsprechpartnerInnen stellt und endgültig auf Mainstream-Musik verzichtet.

Veröffentlicht in Sonstige mit den Schlagworten Neonazis, Schall&Rausch