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Sonntag, 3. Februar 2013, 15:47 Uhr

130.000 Quadratmeter für ein Logistikzentrum

Streit um Netto-Logistikzentrum

Infoarchiv Norderstedt | Die WHU ist genervt, alle anderen Kräfte in der Henstedt-Ulzburger Gemeindevertretung feiern neue Arbeitsplätze: Gegen die Stimmen der Wählergemeinschaft um Karin Honerlah hat die Gemeindevertetung am 15. Januar den Verkauf von rund 15 Prozent aller zur Verfügung stehenden Gewerbeflächen an Netto Marken Discount beschlossen.

Logo Netto Marken-Discount

Der Discounter will auf dem Gelände am Autobahnzubringer auf rund 38.000 Quadratmetern Lagerflächen mit voraussichtlich 100 Laderampen bauen, um so sein zuletzt stark gewachsenes Filialnetz beliefern zu können (wir berichteten). Die Edeka-Tochter gilt nach Aldi und Lidl zur Zeit als Nummer 3 der deutschen Discounter-Ketten und hat erst Anfang 2009 die über 2.300 Plus-Märkte der Tengelmann-Kette übernommen.

Um das "Ja" der Ulzburger Gemeindevertretung zu befördern, hat Netto zwar die Zahl der zukünftigen Arbeitsplätze im neuen Logistikzentrum angedeutet (angeblich rund 200), dies ist aber offenbar weder verbindlich noch zuverlässig ermittelt. Außerdem war selbst diese Zahl der WHU nicht hoch genug - in Relation zur verbrauchten Fläche hält Fraktionschefin Honerlah die Zahl der künftigen Jobs sogar für ausgesprochen niedrig und bemängelt deren überwiegend "geringe Qualifikation". Darüber hinaus kritisiert die WHU, dass die Entscheidung für die Netto-Ansiedlung gefasst wurde, ohne dass das zusätzliche Verkehrsaufkommen im Ort untersucht worden wäre. Honerlah: "Es gibt keine Aussagen zu den Zahlen der erwarteten LKW." Die politische Konkurrenz und die Gemeindeverwaltung gehen offenbar davon aus, dass annähernd der gesamte Anliefer- und Verteilverkehr über die Autobahn abgewickelt würde.

Portrait Jens Iversen

Jens Iversen (Foto: BfB)

Für die WHU-Abspaltung Bürger für Bürger erfüllt das alles eher den Tatbestand der Nörgelei: "Netto kommt, viele Arbeitsplätze kommen, Gewerbesteuern kommen möglichst auch und die vielen Millionen Euro Vorfinanzierung kommen zurück in den Gemeindehaushalt." Wer Garantien für für die genaue Zahl späterer Stellen fordere, so BfB-Fraktionschef Tile Abel, sei "wirklichkeitsfremd" oder wolle "neue, notwendige Ansiedlungen verhindern." Noch deutlicher keilt aber Jens Iversen, Vorsitzender der Wählergemeinschaft, gegen die WHU: "Bei uns sollen sich nicht nur Akademiker zuhause fühlen", gebraucht würden auch Jobs für "Arbeitssuchende mit nur geringer beruflicher Qualifikation." Abschließend mutmaßt der BfB-Chef, die im betreffenden Gewerbegebiet wohnende Honerlah sei wohl nur bestrebt, ihre Wohnqualität nicht beeinträchtigen zu lassen.

In den vergangenen Jahren waren zwei Anträge der WHU auf Einhaltung gnereller Qualitätskriterien bei der Neuansiedlung von Gewerbeprojekten von den anderen Parteien abgelehnt worden. Honerlah & Co setzen auf die Ansiedlung von "gesunden, mittelständischen Betrieben, die hier in Henstedt-Ulzburg ihren Firmensitz haben." Das biete nicht nur bessere Aussicht auf Gewerbesteuer-Einnamen, sondern auch "attraktive Arbeitsplätze".