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Freitag, 4. November 2011, 11:13 Uhr

Die Gedenkstätte Kaltenkirchen wird immer mehr zum Anlaufpunkt

Viele Gruppen in Springhirsch

Infoarchiv Norderstedt | Über zahlreiche Besuche aus der Region, aber auch von weither konnte sich die KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in den letzten Monaten freuen. Emotional ging es beim Besuch von Angehörigen eines ehemaligen Häftlings zu, die den Spuren ihres Vaters und Großvaters folgen wollten. Bernard Mollet war damals während der Deportation von Kaltenkirchen nach Ravensbrück zu Tode gekommen.

Den Anfang machte aber eine Elmshorner Schulklasse, die Ende Juni mit dem Rad angereist war. Die SchülerInnen aus einer neunten Klasse der Erich-Kästner-Gemneinschaftsschule wurden von Uta Körby, Vorstandsmitglied im Trägerverein der Gedenkstätte, herumgeführt und erntete viel Lob für die geschichtspädagogische Arbeit in Kaltenkirchen. Erneut schaute auch die Wedeler Ortsgruppe der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Springhirsch vorbei, deren Aktive Marianne und Günther Wilke gehören seit Jahren zu den Förderern der Gedenkstätte. Erstmals vor Ort waren hingegen eine Abordnung des Kaltenkirchener Seniorenbeirats, eine Gruppe Arbeitsloser als Projekt des Segeberger Jobcenters und eine kirchliche Gruppe aus Barmstedt und Umgebung.

"First of all, it was an overwhelming emotion crossing the gates that marked the entrance to the Neuengamme camp, and stepping with my own feet onto what used to be the main sqare (Place d´Apell). (...) I also want to thank Mr. Gerhard Hoch for his emotional welcoming at Kaltenkirchen, for his formidable accounts and recollections of descriptions und anecdotes. This brought me invaluable informations on what my father went trough while in detention at Kaltenkirchen."

 

Jean Mollet über seinen Empfang in Kaltenkirchen.

Der Höhepunkt der letzten Monate war für die ehrenamtlichen Verantwortlichen der Gedenkstätte jedoch der Besuch von Angehörigen des Ende der 40er Jahre während der Deportation von Kaltenkirchen nach Ravensbrück gestorbenen Häftlings Bernard Mollet. Dessen Sohn Jean Mollet, der seinen Vater nie kennen gelernt hatte, wollte die letzten Stationen im Leben seines Vaters nachvollziehen. Er kam in Begleitung seiner Frau und seiner Kinder nach Deutschland und wurde in Zusammenarbeit der Gedenkstätten untereinander auf jeder Station seiner Reise persönlich begleitet. Auf diese Weise wurde es der Familie möglich, viel über die ihr vorher unbekannten letzten Lebensumstände von Bernard Mollet zu erfahren. Der Gedenkstätte Kaltenkirchen überließ Familie Mollet Kopien zahlreicher Familiendokumente über den Getöteten.

Abseits der Gedenkstättenarbeit musste der Trägerverein jedoch einen personellen Verlust verkraften: Mit Jürgen Gill verlässt ein "alter Hase" den Vorstand des Vereins, dem er seit 2003 ununterbrochen angehört hatte. Gill war als Schriftführer und 2. Vorsitzender wesentlich daran beteiligt, dass die Gedenkstätte ihre heutige Bedeuntung hat, außerdem veröffentlichte er 2008 das vielbeachtete Buch "Der lange Winter in Springhirsch - Das KZ-Außenkommando Kaltenkirchen", eine Neubearbeitung des vergriffenen Buches "Hauptort der Verbannung" vbon Gerhard Hoch aus dem Jahre 1979. Der Vorstand des Trägervereins bedauert sein Ausscheiden sehr und besuchte Jürgen Gill kürzlich, um sich im Namen des Vorstands mit einem Buchgeschenk für seine langjährige, engagierte Arbeit zu bedanken.