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Freitag, 2. März 2012, 11:15 Uhr
Ein Stolperstein für Magda Janzen
Infoarchiv Norderstedt | Am 31. Juli 1941 wurde die damals 27jährige Quickbornerin Magda Janzen in der Euthanasie-Anstalt Bernburg durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung ermordet. Gut 70 Jahre später wollen zwei Geschichts-Initiativen an ihr Schicksal erinnern: Für den 2. März laden sie zur Verlegung eines Stolpersteins ein.
"Aus meiner früheren Tätigkeit beim Roten Kreuz ist mir bekannt, dass von hier vereinzelt Geisteskranke abtransportiert wurden. (...) Was mit den Personen geschehen ist, weiss ich nicht. Jedenfalls sind sie nicht zurückgekommen. In der Öffentlichkeit sprach man nur sehr wenig darüber, da man hierfür wenig Interesse zeigte."
Martin D. am 20. August 1947 im Spruchgerichtsverfahren gegen den ehemaligen Quickborner NSDAP-Ortsgruppenleiter Willi Bendorf (Bundesarchiv Koblenz Z 42 IV / 762)
Magda Janzen, geboren am 04.09.1913 in Schnelsen, lebte mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern in Quickborn in der Kieler Straße 138. Aufgrund einer psychischen Erkrankung befand sie sich vermutlich mehrmals in stationärer Behandlung, zuletzt ab Februar 1934 in der Landesheil- und Pflegeanstalt bei Neustadt in Holstein. Von hier aus wurde Janzen Mitte Juni 1941 für wenige Wochen in die Zwischenanstalt Königslutter überführt und anschließend am 31.07.1941 mit 31 anderen Patienten in die NS-Euthanasie-, bzw. Tötungsanstalt Bernburg „verlegt“. Wie alle anderen Patienten wurde sie noch am Tage der Einlieferung durch Kohlenmonoxidgas ermordet. Ihre Urne wurde am 03.09.1941 auf dem Quickborner Kirchfriedhof beigesetzt. Es läuft ein Antrag, dieses bald auslaufende Grab zu erhalten.
In der NS-Ideologie waren entsprechend der Doktrin von der Ungleichheit der Menschen eine „Auslese“ der „Höherwertigen“ und eine „Ausmerzung“ von „Minderwertigen“ vorgesehen. Dieses auch als „Rassenhygiene“ bezeichnete Programm hatte seine gedanklichen Ursprünge bereits weit vor der Machtübernahme der NSDAP. Es waren jedoch die Nationalsozialisten, die diese Anschauung in einem schleichenden Prozess von rechtlichen Regelungen über Eheverbote und Zwangssterilisationen bis hin zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ umfassend in die Praxis umsetzten und mit den Begriffen „Euthanasie“ oder „Gnadentod“ zu beschönigen versuchten. Insgesamt sind im Dritten Reich mehr als 200.000 Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen durch Gas, Medikamente oder Nahrungsmittelentzug diesem Rassenwahn zum Opfer gefallen.
"Die Zahl der Minderwertigen wächst in erschreckendem Maße an. Ihre Versorgung hat durch Ueberspannung des sozial Notwendigen einen solchen Umfang angenommen, dass der Lebensraum der erbgesunden Familien außerordentlich euingeengt ist. Wie sehr die Ausgaben für Minderswertige, Asoziale, Kranke, Schwachsinnige, Geisteskranke, Krüppel und Verbrecher angewachsen sind, ist aus den Kosten zu ersehen, die vom Reich, Ländern und Gemeinden zu ihrer Versorgung aufbegracht werden müssen."
Redner am 22.09.1935 auf einer Versammlung des Reichsbundes der Kinderreichen, Ortsgruppe Quickborn.
In Bernburg an der Saale gab es eine „Heilanstalt“, die zu den sechs damals im Dritten Reich vorhandenen Euthanasie-Anstalten gehörte. Hier wurden bis August 1941 über 8.000 Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen in einer als Duschraum getarnten Gaskammer durch Kohlenmonoxidgas getötet. Um diese Taten gegenüber den Familienangehörigen zu verschleiern, wurden die Patienten unmittelbar nach der Ermordung aus „Seuchenschutzgründen“ in dem anstaltseigenen Krematorium eingeäschert. Die Verwandten erhielten neben den Urnen einen „Trostbrief“ und eine fingierte Sterbeurkunde.
Bereits am 27. 02. 2009 fand in Quickborn die erste Stolpersteinverlegung für Opfer der NS-Zeit mit dem Künstler Gunter Demnig statt, der dieses Projekt ins Leben gerufen hat. Mit den Stolpersteinen wird die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas, der Euthanasieopfer und der Unangepassten im Nationalsozialismus lebendig gehalten. Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig einlässt. Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in über 600 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas.
Freitag, 2. März 2012, 11:15 Uhr, Kieler Straße 138, Quickborn
Eintritt: frei
Eintritt: frei